Evangelische Partnerhilfe - direkt von Mensch zu Mensch

Seit 30 Jahren Unterstützung für Mitarbeitende evangelischer Kirchen in Osteuropa

Stefan Klaschik

 

 

 „Die Evangelische Partnerhilfe unterstützt Mitarbeitende evangelischer Kirchen in Mittel- und Osteuropa mit Zuwendungen zum Lebensunterhalt und leistet finanzielle Hilfe bei individuellen Notlagen“ – so kurz und knapp kann man die Aufgabe der Aktion „Evangelische Partnerhilfe“ beschreiben. Als reine Spendenorganisation ist die Evangelische Partnerhilfe dabei auf breite Unterstützung angewiesen. Es sind vor allem Beschäftigte der evangelischen Kirchen aus Deutschland und Österreich – zumeist Pfarrerinnen und Pfarrer –, die mit ihren freiwilligen Spenden die Arbeit der Organisation ermöglichen.

 

Die Geschichte

 

Hervorgegangen ist die Partnerhilfe vor 30 Jahren aus dem Evangelischen Bruderdienst, der ab 1957 von Westdeutschland aus kirchliche Mitarbeitende und deren Familien in der damaligen DDR unterstützte. Auf diese Weise wurden 233 Millionen DM weitergegeben. Mit der Vereinigung Deutschlands kam vor allem aus den Kirchen der ostdeutschen Bundesländer die Anregung, bisher erfahrene Solidarität weiter mit Mitarbeitenden der evangelischen Diaspora zu teilen.

Unter dem Dach des Diakonischen Werkes der EKD startete 1992 die Aktion „Evangelische Partnerhilfe“; es werden Spenden für die Mitarbeitenden der evangelischen Minderheitskirchen im östlichen Europa gesammelt. 2005 wurde die Evangelische Partnerhilfe eigenständig und in einen eingetragenen Verein überführt. Die Vereinsmitglieder – und damit die Träger der Evangelischen Partnerhilfe – sind evangelische Organisationen aus Deutschland. Mit dem Beitritt des Vereins evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich 2009 erweiterte sich der Trägerkreis der Partnerhilfe über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Von 1992 bis 2021 wurden mehr als 79,5 Millionen Euro Spendenmittel gesammelt. 2021 wurden Unterstützungsleistungen von gut 1,46 Millionen Euro ausgezahlt. Rund 9.000 Pfarrerinnen und Pfarrer und andere Mitarbeitende in Kirche und Diakonie erhalten jedes Jahr eine Zahlung. In den vergangenen Jahren konnte die Evangelische Partnerhilfe mehr als 90 Prozent der Spendeneinnahmen an die Partnerkirchen für die Unterstützung derer Mitarbeitenden weiterleiten, knapp 10 Prozent sind in den Eigenbetrieb gegangen, also für Personalkosten, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und alle anfallenden administrativen Aufgaben verwendet worden.

 

Unterstützung ist weiter nötig

 

Auch über 30 Jahre nach der politischen Wende in Osteuropa ist diese persönliche Unterstützung noch notwendig, denn die Partnerhilfe weiß aus Datenerhebungen und aus den Gesprächen mit den Vertreterinnen und Vertretern der mehr als 40 Partnerkirchen, bzw. kirchlichen Organisationseinheiten, dass die Bedürftigkeit bei den meisten Kirchen nicht sinkt, sondern sogar steigt. Während manche mittel- und osteuropäischen Länder in den vergangenen Jahren durchaus einen guten wirtschaftlichen Aufschwung erleben durften, können gerade die Kirchen als Arbeitgeber nicht mithalten. Die Corona-Situation hat vieles zusätzlich erschwert. Wo es gesetzliche Mindestlöhne gibt, haben Kirchen vielfach Mühe, diese überhaupt zu erfüllen. Hier setzt die Evangelische Partnerhilfe an mit ihrem Motto „Direkte Hilfe von Mensch zu Mensch“, die zum Ausdruck bringt, dass die überwiegend von Mitarbeitenden evangelischer Kirchen aus Deutschland und Österreich stammenden Spenden Mitarbeitenden in Kirche und Diakonie der Partnerkirchen direkt helfen.

Jede der Partnerkirchen hat einen Ausschuss gebildet, der für die Verteilung der Mittel vor Ort verantwortlich ist. So soll gewährleistet werden, dass die jeweiligen Lebenssituationen, die besonderen Umstände oder Notlagen Berücksichtigung finden, dass also die Spendenmittel bei denen ankommen, die wirklich einen Bedarf haben. Ein gewisser Teil der Mittel kann auch an Ehrenamtliche der Kirchen ausgezahlt werden.

Die Grundidee hinter der Evangelischen Partnerhilfe ist, dass die Beschäftigten hier in Deutschland in einer Dienstgemeinschaft mit den Mitarbeitenden in den Partnerkirchen stehen. Die Evangelische Partnerhilfe versteht sich allerdings auch als Spendenorganisation, die für jede und jeden offen ist, der oder dem die Lebenssituation der kirchlich Beschäftigten in den östlichen Nachbarländern am Herzen liegt.

 

Notfallhilfe

 

Ein weiteres Förderinstrument der Evangelischen Partnerhilfe ist die Notfallhilfe. Auf Antrag der Partnerkirchen kann die Partnerhilfe Einzelfallhilfen für Beschäftigte in Kirche oder Diakonie (auch im Ehrenamt) bei Notlagen gewähren. Dies geschieht vor allem bei medizinischen Notfällen oder Therapiemaßnahmen, die durch Krankenkassen oder andere Träger nicht finanziert werden können – und immer in Abstimmung mit einem der Diasporawerke, also dem Martin-Luther-Bund oder dem Gustav-Adolf-Werk.

 

Situation nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine

 

Die Evangelische Partnerhilfe ist zwar keine humanitäre Organisation. Die unmittelbare Notfallhilfe der evangelischen Kirche konzentriert sich bei der Diakonie Katastrophenhilfe. Zudem hat das Gustav-Adolf-Werk für die schnelle Hilfe für Einzelprojekte eine Spendenaktion gestartet.

 

Erstmals hat die Evangelische Partnerhilfe dennoch eine spezifische Spendenaktion ins Leben gerufen, die sich ganz auf die Kernaufgabe der Partnerhilfe bezieht: Unterstützung kirchlicher Beschäftigter mit Hilfen zum unmittelbaren Lebensunterhalt. Zusätzlich zur jährlichen Förderkampagne werden Mitarbeitende evangelischer Kirchen in Osteuropa speziell gefördert, die von den Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine in besonderer Weise betroffen sind, oder die sich überdurchschnittlich in der Betreuung von Geflüchteten einsetzen und dafür auch eigenes Geld ausgeben. Unsere Partnerkirchen können hierfür gezielt Anträge stellen.

 

Neben Beschäftigten der reformierten Kirche in Transkarpatien (Ukraine) und der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine konnten auch Mitarbeitende der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien, des Bundes der evangelisch-lutherischen Gemeinden in Belarus und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zusätzlich unterstützt werden; weitere Anträge werden bis Jahresende noch erwartet. Der Evangelischen Kirche in der Republik Moldau konnten auf andere Weise Spenden für besonders belastete Ehrenamtliche vermittelt werden.

Vorstand und Geschäftsführung der Evangelischen Partnerhilfe stellen allerdings fest, dass eigentlich alle Mitarbeitenden der Partnerkirchen unter dem Inflationsschub zu leiden haben. Die enormen Preissteigerungen vor allem im Energiesektor, aber auch für Lebensmittel, die viele Menschen in Deutschland ja schon in Schwierigkeiten bringen, sind für die sehr schlecht bezahlten Mitarbeitenden der osteuropäischen Partnerkirchen ein ernsthaftes Problem. Wer keine gutverdienenden Familienmitglieder hat, gerät in dieser Situation leicht in Armut.

 

Gleichzeitig sind aufgrund der demografischen Entwicklung die Spendeneinnahmen der Evangelischen Partnerhilfe über die vergangenen Jahre gesunken. Die besondere Spendenaktion bleibt im Lichte dieser Situation befristet – und es wird alles daran gesetzt, neue Spenderinnen und Spender aus der Ukraine-Aktion zu weiterer und möglichst dauerhafter Unterstützung für die Kernaufgabe der Evangelischen Partnerhilfe zu motivieren. OKR Norbert Denecke, Vorsitzender der Evangelischen Partnerhilfe, sagt: „Meine Bitte: Spenden auch Sie – und auch weiterhin –, um Mitarbeitende unserer Geschwisterkirchen im Osten Europas finanziell zu unterstützen!“

 

Stefan Klaschik ist Geschäftsführer der Evangelischen Partnerhilfe e. V.

 

Evangelische Partnerhilfe e. V.
Ziegelstraße 30
10117 Berlin

Tel.: (+49) (030) 28 04 51 80
Fax: (+49) (030) 28 04 51 82
E-Mail: ev-partnerhilfe@ekd.de
www.evangelische-partnerhilfe.de

Spendenkonto IBAN: DE80 5206 0410 0000 6198 50, BIC: GENODEF1EK1,
Evangelische Bank eG

Unter www.evangelische-partnerhilfe.de/spenden können Sie auch online per Lastschrift oder Kreditkarte einmalig oder dauerhaft spenden.