Editorial Infobrief 31 (2022/23)

Liebe Mitglieder des Pfarrvereins,

liebe Leserinnen und Leser,

 

zwei Themen prägen die neue Aufgabe des Infobriefs. Zum einen die Ordination. Oberkirchenrat Helmut Aßmann aus Hannover hat in seinem Referat auf dem Pfarrerinnen und Pfarrertag 2022 einen Überblick über die in der EKD allgemein geübte Sichtweise dazu gegeben. Es war sehr hilfreich, einmal gebündelt die Chancen, Risiken und Fragestellungen der Ordination dargestellt zu bekommen. Weil das Rheinland gerade mit Blick auf die Ordination ein wenig anders tickt und eigene Akzente setzt, habe ich Landeskirchenrätin Döring noch einmal gebeten, ihr Grußwort in die Ausgabe aufnehmen zu können. Sie hat es nämlich dazu genutzt, um den Stand der Diskussion um die Ordinatin in unserer Landeskirche darzustellen. Dass sie auch uns als rheinische Pfarrerinnen und Pfarrer beschäftigt, zeigten die drei Diskussionsrunden im Anschluss an den Hauptvortrag.

 

Dirk Voos berichtete aus der von ihm moderierten Murmelgruppe, in der es um die ökumenische Einordnung ging: "Zuerst und zuvörderst wurden Erfahrungen mit römisch-katholischen Partner*innen ausgetauscht. Es gibt viele Erfahrungen gegenseitiger kollegialer Anerkennung. Manchmal wurde die Ordination jedoch als minderwertiger als die priesterliche Weihe angesehen. Evangelischerseits gibt es Vorurteile gegen ein magisches Verständnis der Weihe. Viele, auch kirchlich distanzierte Menschen sehen Ordinierte und Geweihte jedoch in besonderer Nähe zum Heiligen und suchen deshalb in existentiellen Situationen ihre Nähe. Angesichts solchen Herausgehobenseins der Ordinierten wurde festgehalten, dass auch zwischen den protestantischen Kirchen große Verständnisunterschiede der Ordination bestehen und die weite offene Haltung der rheinischen Kirche, auch Menschen aus anderen Berufen zu ordinieren, selbst in Teilen der EKD kritisch gesehen wird. Entscheidend ist jedoch die eigene innere und äußere Haltung."

 

In der von Monika Möhle-Lässig moderierten Gruppe stand die Frage im Mittelpunkt, was die Ordination für das eigene Amt bzw. den eigenen Dienst bedeutet: "Wir tauschten uns persönlich über unsere eigene Ordination und unseren Dienst in der Gemeinde, - sei er noch aktiv oder schon in Ruhe -  aus. Dabei wurde deutlich, dass der eigene Ordinationstag immer in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Der Tag selbst sei etwas besonders gewesen. Manchmal auch passend zu wichtigen Gedenktagen innerhalb des Kirchenjahres, z. B. Reformationstag oder Pfingsten. Alle, die sich äußerten, erinnerten sich gerne und bewegt an ihren Ordinationsspruch und diesen Gottesdienst mit allen Beteiligten.

Es blieb noch ein wenig Zeit, das Leitthema des Referates von Herrn Oberkirchenrat Helmut Aßmann zu reflektieren: Ordination - einerseits definiert als Sicherung des elementaren Zusammenhangs zwischen Funktion, Verheißung und Begründung pfarramtlicher Arbeit, andererseits definiert als die innere Annahme der Berufung zu Dienst und Amt."

 

Eine dritte, von mir moderierte Gruppe befasste sich mit der Tatsache, dass im Rheinland im Unterschied zu den meisten anderen Landeskirchen nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch Prädikantinnen und Prädikanten sowie hauptamtlich Mitarbeitende in den Gemeinden gleichrangig ordiniert werden. Es zeigte sich im Gespräch, dass nicht alle damit verbundenen Fragen befriedigend beantwortet werden können. Die Rolle der Pfarrerinnen und Pfarrer, sowie der Prädikantinnen und Prädikanten müssen genauer beleuchtet werden, aber auch die Frage, wer ordiniert werden soll und wie der Weg zur Ordination aussehen soll, bedarf der gründlichen Reflexion. Einerseits darf es keine Willkür geben im Blick auf die Frage, wer zu ordinieren ist, zum anderen steht außer Zweifel, dass die Ordination, so oder so, einer gründlichen Vorbereitung und Ausbildung bedarf.

 

Ein weiteres Thema dieses Heftes ist der Protestantismus in Europa. Das kurze Interview mit Verena Salvisberg, der Präsidentin der Konferenz und der Bericht von fünf Kolleginnen und Kollegen aus Norwegen aus der Schweiz, aus Finnland, aus dem Elsass und aus der Slowakei sind als Schlaglichter auf das evangelische Europa gedacht. Ergänzt werden sie durch einen Hinweis auf den wichtigen Dienst der Evangelischen Partnerhilfe, mit der u. a. Kolleginnen und Kollegen in zuweilen sehr schwierigen Minderheiten-Situationen unterstützt werde. Ihr Geschäftsführer Stefan Klaschik stellt sie vor, und ich möchte sie Ihnen und euch wärmstens ans Herz legen.

 

Vielleicht lässt sich als drittes Thema dieses Heftes noch der dankbare Rückblick nennen. Zwei Vorstandsmitglieder gedenken ihrer Lehrer, Friedhelm Maurer erinnert an Rudolf Bohren und Reinhard Schmidt-Rost an den Ende 2021 verstorbenen Dietrich Rössler. Auch in die Kategorie Rückblick gehört der Schriftwechsel, den ich mit Oberkirchenrat Dr. Martin Evang von der Union Evangelischer Kirchen geführt habe. Seit dem wir im ersten Schuljahr am selben Tisch saßen, haben wir uns nie ganz aus dem Blick verloren und sind immer wieder miteinander ins Gespräch gekommen.

 

Zum Schluss noch Anmerkung als Herausgeber: Dieses Heft trägt als Jahreszahl 2023. Eigentlich wäre jetzt 2022 dran. Ursprünglich erschien das Heft stets gegen Ende des Jahres, inzwischen aber ist der Erscheinungstermin in den Anfang des Folgejahres gerutscht. Auch wenn wir keine Ausgabe ausgelassen haben, wird es keine Ausgabe mit der Jahreszahl 2022. Ich hoffe, dass das nicht zu Verwirrungen führt.

 

Ihnen und Euch wünsche ich ein gesegnetes Jahr 2023 mit guten Begegnungen und Erfahrungen,

 

Stephan Sticherling

Schriftleiter