Grußwort zum 51. Pfarrerinnen- und Pfarrertag

Iris Döring

Liebe Pfarrerinnen und Pfarrer, Pastorinnen und Pastoren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

herzlich grüße ich Sie aus Landeskirchenamt und Personalabteilung zum 51. Rheinischen Pfarrerinnen- und Pfarrertag und überbringe Ihnen die Grüße von Präses Dr. Latzel und von Vizepräses Pistorius.

 

Sie haben sich ein Thema ausgesucht, das an Aktualität kaum zu überbieten ist: „digital das Evangelium verkündigen“. Was wäre gewesen, wenn Sie dieses Thema vor zwei Jahren vorgeschlagen hätten? Vielleicht hätte die eine oder der andere gesagt: „gibt es denn nichts Vordringlicheres? Sollten wir uns nicht zu allererst darum kümmern, was uns belastet und unseren Dienst beeinträchtigt?“ Dann kam der März 2020 und alles wurde anders und das Thema Digitalisierung steht seitdem ganz open auf der Topliste dessen, was zu tun nötig ist – sei es im Staat, in Kommunen und auch in der Kirche.

 

Wir haben aber auch Herausforderungen noch einmal neu kennen gelernt: Welche Regeln geben wir uns selbst für unser digitales Zusammensein. Respekt voreinander kann sich zum Beispiel auch in der Art und Weise ausdrücken, wie ich eine Email gestalte und wann ich sie versende. Digitales Arbeiten gibt uns viel Freiheit, aber die Grenzen zu den Bereichen, die nur uns selbst und unseren Liebsten gehören, verschwimmen mehr und mehr. In der digitalen Welt treffen wir eine große Zahl von Menschen, zu denen wir sonst keinen Zugang hätten, aber wir sehen auch die Gefahren in scheinbar anonymen Welten. Wir werden verletzlicher und angreifbarer.

 

Für viele von uns ist – und ist es vielleicht immer noch – die digitale Welt nur ein Hilfsmittel. So auch für mich:  als Kind der 70er ist Arbeiten in der Digitalisierung für mich zwar selbstverständlich, aber eben doch eher ein Instrument im Sinne eines notwendigen und willkommenen Hilfsmittels, und viele Möglichkeiten, mit den digitalen Medien etwas ganz Neues zu gestalten, sind gar nicht im Blickfeld. Hier braucht es Impulse von außen. So wie wir sie heute sicher bekommen werden.

Es wird spannend sein, wie wir das Nebeneinander von digitalem und präsentem Austausch am Arbeitsplatz, in unseren privaten Bezügen und in der Kirche zukünftig gestalten werden. Wir werden uns miteinander und jeder auch für sich darüber verständigen, wo wir auf präsente und persönliche Begegnungen nicht verzichten können und wollen und wo der digitale Raum nicht nur die persönliche Begegnung ersetzt, sondern auch neue Begegnungen und Räume eröffnet.

Dass Sie sich heute die Zeit nehmen, hier einzusteigen, finde ich ganz wunderbar. Sie wollen „Anregungen geben zu dem, was hilft und sich wirklich lohnt und fragen, wie wir Menschen erreichen, die den Kontakt zur Kirche verloren haben“. Das ist wirklich ein Blick auf die Zukunft von Pfarrerinnen und Pfarrern und allen, die den Auftrag haben, das Evangelium auszurichten an „alles Volk“.  Sie bleiben damit aber auch Ihrer Linie treu, immer nahe daran zu bleiben, was Theologinnen und Theologen in ihrem Dienst bewegt. So erinnere ich mich zum Beispiel an Themen wie Pfarrberuf und Verwaltung oder Burnout und Resilienz und wo, wenn nicht in dieser Runde, können wir uns kritisch – und gerne auch kontrovers – über das Spannungsfeld von presbyterial-synodaler Gemeinschaft und Steuerung, über Ermutigung und Aufsicht und unsere Vorstellung von kirchlicher Leitung austauschen. Dass Landeskirchenamt und Kirchenleitung seit Jahren von Ihnen eingeladen werden zeigt, dass wir bei allen auch oft hier offen zutage getretenen kontroversen Meinungen, doch dadurch verbunden sind, dass uns der Dienst der Pfarrerinnen und Pfarrer und derjenigen, die das Evangelium verkündigen am Herzen liegt und wir glauben, dass unser Dienst wichtig, unverzichtbar ist für die Menschen in unseren Dörfern und Städten und über die Landesgrenzen hinaus. Welche Handlungsschritte wir daraus ableiten, da streiten wir gerne drüber, aber Themen und Ziele verbinden uns alle, die wir heute hier sind.

 

Darum danke ich Ihnen herzlich für all Ihr Engagement um die Kolleginnen und Kollegen und die Menschen, die Ihrem Dienst anvertraut sind und wünsche Ihnen auch für das nächste Jahr Ihres Dienstes im Evangelischen Pfarrverein ein gesegnetes Miteinander, einen kritischen und streitbaren Geist, theologische und spirituelle gute Erfahrungen und in allem Gottes Hilfe und sein Geleit.

 

Herzlichen Dank!

 

Landeskirchenrätin Iris Döring
ist Leiterin der Personalverwaltung im Landeskirchenamt (Dezernat 2.1). Zu ihren Aufgaben gehört u. a. die Beratung und Begleitung von Pfarrerinnen und Pfarrern.